KAFFEE MIT ZUCKER?
Dekoloniale Materialperformance
Zwischen Materialperformance, biografischem- und zeitgenössischem Dokumentartheater.
Die beiden Materialien Kaffee und Zucker bestimmen in ihren unterschiedlichsten
Aggregatzuständen die Bühne. Von ihnen ausgehend, werden deutsche Einwanderungsgeschichte in Mittelamerika und ihre kolonialen Kontinuitäten, die bis in die heutige Zeit fortleben, verhandelt, aber auch der ungebrochene Konsum zweier Produkte, die aus unserem Lebensgefühl und unserem Alltag in Berlin nicht wegzudenken sind. Die Performerin Laia RiCa ist in El Salvador und Deutschland aufgewachsen. In der deutschen Schule in San Salvador konnte sie selbst erleben, wie nachhaltig der koloniale Habitus bis in die Gegenwart hineinreicht. Diese biographische Erfahrung bringt sie in das Stück genauso ein, wie ihre Expertise im Dazwischensein: Das Ringen mit zwei Welten, der konstante Verdacht auf Verrat von “Wurzeln”, das Hinterfragen von Minderwertigkeits- und Überlegenheitsgefühlen und die offene Frage, was man mit dem Wissen um globale Ungerechtigkeit anfängt.
Der koloniale Originalton wird durch Fragmente des Dokumentarfilms „Die Zivilisationsbringer” (1998) in das Stück eingebracht: Uli Stelzner versammelt hier Stimmen und Perspektiven von deutschen Einwanderungsfamilien, Kaffeebaronen und Industrievertretern. Aus Kaffeebohnen und Zuckerwatte, aus biographischem Material und historischen Quellen, aus olfaktorischen Eindrücken, Video-Fragmenten und Live-Musik entsteht eine bildstarke, inhaltlich dichte und sinnliche Inszenierung.
Das Projekt erweitert die Erinnerungskultur um die Erzählung von deutschen Akteur*innen und deren koloniales Verhalten auch außerhalb der deutschen Kolonien. Mit Filmmaterial aus “Die Zivilisationsbringer” von Uli Stelzner und Thomas Walther und Gedichtfragmente von Rosa Chávez.
TEAM
Von und mit: Laia RiCa / KMZ Kollektiv
Künstlerische Leitung, Text und Spiel: Laia RiCa Dramaturgie und Außenblick: Antonio Cerezo Performance, Komposition: Yahima Piedra Córdova Live-Visuals, Videodesign: Daniela del Pomar Künstlerische Mitarbeit: Leicy Valenzuela Bühnenbild: Marian Nketiah
Lichtdesign: Vanessa Farfán Licht (On Tour): Sebastián Solórzano Dramaturgische Beratung: Ruschka Steininger Produktionsassistenz: Rodrigo Zorzanelli Cavalcanti
Fotodokumentation: Pablo Hassmann Videodokumentation, Trailer: quietcityfilms
Eine Produktion von Laia RiCa in Koproduktion mit der GFP/das wunder. Internationale Figurentheaterfestival. Gefördert durch die Einzelprojektförderung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Die Recherche wurde unterstützt durch das Residenzprogramm Schloss Bröllin, Fidena Residenz-Programm und TakeCare Residenz/ Fonds Darstellende Künste.
Termine
2024
November 23/24 TAIWAN
International Art Festival Tainan
Vergangene Aufführungen:
2024
September 5/6/7/8, LÄRZ at.tension Theaterfestival
Juni 14/15, STUTTGART
Schöne Aussichten Festival
April 22/23, GRAZ
Jugendtheaterfestival spleen*graz
Mai 28/29, RECKLINGHAUSEN
Ruhrfestispiele
Juni 8, ERFURT
Internationales Puppen-theaterfestival SynerguraTheater Waidspeicher
Februar 27/28, LIECHTENSTEIN
Theater Liechtenstein
2023
Oktober 28, BELGIUM
31. Internationales TheaterFest St-Vit
Kulturzentrum Triangel
November 19, BASEL
BAFF Vorstadttheater
June 14/15 , BONN
Westwind- Festival für junges Publikum.
Brotfabrik Bühne
June 2/3 , AARAU
Bühne Aarau
Alte Reithalle
Mai 4/5/6/, MADRID
Teatro Español/Sala Margarita Xirgu
April 21/22/23, BERLIN
Schaubude Berlin
April 1, ZÜRICH
Theater Stadelhofen
März 31, ZÜRICH
Theater Stadelhofen
März 2, FRANKFURT
Festival Starke Stücke
Kulturamt Friedrichsdorf
Februar 11, STUTTGART
IMAGINALE
Theater RAMPE
Februar 4, MANNHEIM
IMAGINALE
Alte Feuerwache
2022
Dezember 15/16/17/18, CIUDAD DE MEXICO
Encuentros de Ida y Vuelta
Teatro Galeón, Centro Cultural del Bosque
November 16, STUTTGART
MADE IN GERMANY
Theater RAMPE
November 5/6, NEUCHÂTEL
Th. du Concert
marionNEttes
Oktober 14/15, MUNCHEN
WUNDER FESTIVAL
Münchner Stadtmuseum
Oktober 7, BRAUNSCHWEIG
Weitblick Festival
Theater Fadenschein
Oktober 1, FRANKFURT
Festival Politik im Freien Theater
Kammerspiele Frankfurt
September 30, FRANKFURT
Festival Politik im Freien Theater
Kammerspiele Frankfurt
September 11, LINGEN
Internationales Fest der Puppen
Theater an der Wilhelmshöhe
Juni 24, BADEN
FIGURA
Druckerei
Juni 21, BERLIN
EXPO FESTIVAL
English Theater Berlin
Mai 28, BERLIN
im “INTRODUCING” vom Performing Arts Festival PAF
TD Berlin
Mai 11, BOCHUM
FIDENA
Prinz-Regent Theater
Februar 22/23, BRAUNSCHWIEG
in den Kinder- und Jugendtheatertagen.
LOT THEATER
Februar 17/18/19/20, BERLIN
Schaubude Berlin
2021
Juni 24/25/26/27, BERLIN
PREMIERE
Schaubude Berlin
Mai 28, BERLIN
Eine Einladung ins digitale Café.
Performing Arts Festival Berlin
Tatwerk Performative Forschung
Mai 11, ERLANGEN
Tryout im Internatinalen figuren.theater.festival Erlangen. Digital
TRAILER
PRESSE
"Was Laia RiCa und die Musikerin Yahima Piedra Córdova in unserem Beisein zusammenmischen, ist hochgradig interdisziplinär, synästhetisch, spielerisch und überraschend niedrigschwellig. Die beiden Materialien Kaffee und Zucker, als Metapher für unterschiedliche Identitätsmerkmale, treten in ihren unterschiedlichsten Aggregatzuständen in ein poetisches Dominanz- und Wechselverhältnis und bleiben dabei stets anschlussfähig für ähnliche und andere Fragen nach Identität und Zugehörigkeit. [...]eine Mischung aus biografisch gestützten Erzählungen (von identitätspolitischen Aspekten über Familiengeschichte und Alltagsrassismen), Lecture Performance (über postkoloniale Kontinuitäten, Konsum und Globalisierung), Livemusik und Gesang, performativen Elementen sowie dokumentarischen Ton- und Video-Einspielern, die montiert und verfremdet werden"
NACHKRITIK
“Das Knirschen zerberstender Kaffeebohnen vermischte sich mit Fluchtgeschichten im Dschungel. Die Stofflichkeite von Kaf- fee und Zucker in ihren verschiedenen Verarbeitungszuständen eröffnete neue Perspektiven auf das präsentierte Archivma- terial. Die Livemusik von Yahima Piedra Córdova verband all die unterschiedlichen Elementen. Und die Livevideo-Regie von Daniela del Pomar führte dazu, dass man sich vom heimischen Bildschirm aus teils unvermittelt auf die Bühne versetzt fühlte, dabei der Materialqualität von Kaffee und Zucker unmittelbar ausgesetzt war und im nächsten Augenblick wieder die Panora- ma-Perspektive einnehmen konnte.”
Tom Mustroph, “Material, Interaktion, Intimität. Die digitale Ausgabe des Internationalen Figurentheaterfestivals in Erlangen im Mai 2021”. Zeitschrift DOUBLE 44.
“Geschichten überlagern sich und kollidieren auf verschiedenen Projektions- flächen. Diese Montage der Mittel und Materialien berührt sinnlich und be- wegt intellektuell. Der intensive Abend hat einen ganz eigenen Rhythmus, der sich aus dem permanenten Wechsel der Medien ergibt. Das ist technisch hervorragend gearbeitet und wirkt lange nach. [...] Laia RiCa hat eine Lecture-Material-Performance entwickelt, die auf vielen unterschiedlichen Ebenen das Thema deutscher Einwanderung in Mittelam- erika und ihrer kolonialen Nachwirkung verhandelt. Livemusik und gesang, dokumentarischer Text, Video, Sound und Lichtdesign, Tanz und der performative Umgang mit ihrem Material: Kaffee und Zucker. [...] Schicht für Schicht legt sie uns globale Geschichte frei. Material, mit dem wir täglich zu tun haben, wird zur politischen Angelegenheit.”
Jurybegründung-FRITZ WORTELMANN PREIS
“Das Objekt schaukelt, wird umrundet, eingedreht, von oben und unten be- leuchtet, Hände malen Muster in die ausgebreiteten Bohnen...Daraus zu schlagen lässt die Bohnen springen, bis sie schließlich im weiträumigen Kranz von ihrem Tellerrand fliegen - ein betörend poetische Bild der Wut. [...]Ich neige überrascht den Kopf und denke: Laia RiCa ist eine Weltbürgerin, jetzt wohl in Berlin zuhause. Eine Botschafterin his- torischer Gegebenheiten, die die eigene Verortung sucht. Hoch auf der Welle der derzeitigen Debatten und Festivals suft ihre Performance zwischen den Kontinenten.”
Kristiane Balsevicius, Zeitschrift Puppen Menschen & Objekte 2021/2 Nr.123